Curler Sebastian Jacoby Deutscher Quizmeister
vom 12.06.2012
Sebastian Jacoby ist um Antworten (fast) nie verlegen, jedenfalls nicht bei Quizfragen. Und so verwundert es nicht, dass der 34-Jährige mit 71 Punkten die erste deutsche Quizmeisterschaft gewonnen hat. 19 Konkurrenten schlug der Duisburger in seiner Heimatstadt dabei aus dem Feld. Um die Meisterschaft erstmals zu veranstalten, hat der Wirtschaftswissenschaftler sogar den Deutschen Quizverein mitbegründet. Sein Wissen häuft Jacoby unter anderem durch unzählige Quizrunden in Kneipen an, die er seit über 15 Jahren besucht und teilweise auch selbst organisiert.

Haben Sie eigentlich nur eine verdammt gute Allgemeinbildung oder häufen Sie einfach auch gerne viel überflüssiges Wissen an?
Klar, ich hab auch Bücher über unnützes Wissen zu Hause. Ich werde in einem Quiz ja nicht nur nach Goethes Dramen gefragt, sondern auch, wie viele Bären bei der größten Teddybärenparty der Welt waren oder wie Pippi Langstrumpfs Vater mit Vornamen heißt. Es geht also nicht unbedingt um Bildung. Skurrile Fakten kann man sich auch leicht merken.

Kann man sich denn überhaupt auf einen Quizwettbewerb vorbereiten?
Ich lerne jedenfalls keine Wikipedialisten auswendig, oder mache es wie manche Profis, die Hauptstädte und deren Bevölkerungszahlen pauken. Ich sehe mich nicht als Gedächtnissportler, ich möchte, dass mir das Ganze Spaß macht. Ich war immer neugierig und hab mich für alles Mögliche interessiert. Außerdem spiele ich pro Woche bei zwei bis drei Quizveranstaltungen mit.

Wo?
In Duisburg. Es gibt insgesamt sechs Kneipen in der Stadt, die solche Quiz-Abende veranstalten. Ich habe selber hier in Duisburg Pub-Quizze moderiert und war der Fragenschreiber. Da kamen im Schnitt wöchentlich 75 Leute, die in Teams gegeneinander gespielt haben. Da gibt es dann nicht nur Fragen, sondern auch Bilderrunden, bei denen Persönlichkeiten, berühmte Gebäude oder Städte erkannt werden müssen. Die Antworten werden im Team aufgeschrieben und hinterher ausgewertet.

Nerven Sie manchmal Ihren Freundeskreis mit Ihrem Wissen?
Ich muss zugeben, wenn mich was fasziniert, dann muss ich das auch Leuten mitteilen. Aber mittlerweile kennen sie mich ja auch alle und ich denke, dass sie damit leben können.

Und Ihre Freundin muss jetzt auch nicht morgens vor dem Frühstück schon Ihre fünf neuesten Quiz-Fragen beantworten?
Nee, meine Freundin ist ein Morgenmuffel. Die würde morgens gar nichts beantworten.

Vor ein paar Wochen durften Sie sogar im Fernsehen bei einer großen Quizshow glänzen. Da mussten Sie in unterschiedlichen Wissenskategorien gegen prominente Experten antreten. Am Ende haben Sie alle geschlagen. Wissen Sie die Antworten tatsächlich oder raten Sie oft einfach besser?
Es gibt Themen, da muss ich raten. Dann versuche ich, vom angegebenen Begriff eine Lösung abzuleiten. Und manchmal hilft einfach auch das Glück. In der Sendung bekam ich die Frage, welche der folgenden Früchte am Baum wächst: Ananas, Banane oder Mango? Da fiel mir der James Bond Film "Dr. No" ein, indem Ursula Andress das Lied "Underneath the Mango Tree" singt. Da wusste ich, es ist die Mango.

In der Sendung wurden sie am Ende Super-Champion. Davor hatten Sie aber schon an etlichen Quiz-Weltmeisterschaften teilgenommen. Was ist härter: Fragen vor Millionenpublikum beantworten oder bei einer Quiz-WM teilnehmen?
Die Fragen bei einer Quiz-WM sind deutlich schwieriger, aber dafür hat man da keinen direkten Gegner. Man sitzt da und schreibt praktisch eine Klausur. Diese Fragen bei der WM müssen ja für alle teilnehmenden Nationen der Erde gemacht sein, das heißt, es gibt da auch Fragen zu indischer Geschichte oder zur Demokratie in Amerika und mit etwas Glück auch welche zur Schwarzwälder Kuckucksuhr. Außerdem sind die Fragen sehr lang und bei 240 Fragen in zwei Stunden hat jeder gerade einmal 30 Sekunden für eine Frage. Da muss ich querlesen, wenn ich nicht mehr genug Zeit habe.

Wo stehen Sie gerade auf der Weltrangliste?
Mein weltweiter Rang lag bisher immer so um Platz 90 bis 120 von etwa 2.000 Teilnehmern. Ich versuche einfach jedes Jahr meine Punktzahl zu steigern und unter die besten drei Deutschen zu kommen. Das hat bis jetzt geklappt. Mehr kann ich mit meiner Art der Vorbereitung nicht erwarten. Die Top-Vier besteht eh immer aus denselben Leuten. Das sind immer die Briten, reine Quizprofis. Die tun nichts anderes, als zu quizzen. Die haben keinen Beruf, das sind Gedächtnissportler.

Warum gab es bisher noch keine Deutsche Meisterschaft?
Früher war es so, dass der beste Deutsche Teilnehmer bei der WM gleichzeitig Deutscher Meister war. Wir wollten das aber trennen und deshalb haben wir als Ausrichter der Deutschen Meisterschaft eben den Deutschen Quizverein gegründet.
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